Schönes Sauwetter

Illustration: Fabian Sigg
Text und Illustrationsidee: Dominik Brülisauer

Anmerkung: In meiner Kolumne für das Spassmedien-Imperium Joiz durfte ich bis zu dessen Grounding 2016 unter der Rubrik «Guter Rat ist billig» Ratschläge zu den wichtigsten Daten des Jahres verschenken.

Schönes Sauwetter
So kommst du gut durch den April

Wir Menschen sind in diese Welt geworfen worden, ohne dass wir genau wissen, was das Ganze überhaupt soll. Mit unseren kognitiven Fähigkeiten versuchen wir das ganze Chaos in Muster, Tabellen und Naturgesetze zu ordnen. Die Zukunft ist eine der grössten Unbekannten. Trotzdem gibt es Leute und Institutionen die glauben, sie können diese voraussehen. Dazu gehören das Orakel von Delphi, Nostradamus, Investmentbanker, Mike Shiva und andere Scharlatane.

Angeblich hat der Physiker Niels Bohr gesagt, dass Prognosen schwierig sind, besonders wenn sie die Zukunft betreffen. Wenn man sich auf Daten der Vergangenheit verlassen kann, können sie allerdings durchaus funktionieren. Man muss beispielsweise kein Hellseher sein, um heute schon zu wissen, dass der nächste Film von Vin Diesel bestimmt auch wieder total beschissen sein wird. Oder dass man in der nächsten Ausgabe der Weltwoche ein Pamphlet über Simonetta Sommaruga lesen kann.
Das Wetter ist ein faszinierendes Phänomen. Menschen versuchen es nicht nur vorauszusagen, sondern wollen es sogar gestalten. Früher erledigten wir das mit Regentänzen und Opfergaben. Heute erschaffen wir mit dem Verbrennen fossiler Brennstoffe den Klimawandel, damit es auf der Welt schön angenehm warm wird. Und falls wir trotz der Hitze Lust auf Skifahren bekommen, produzieren wir mit Schneekanonen wahre Winterstürme.

Dank modernen Technologien können wir Prognosen für das Wetter von morgen berechnen. Das interessiert komischerweise nicht nur Bauern, Bergführer oder Prostituierte, die ja alle draussen arbeiten, sondern komischerweise auch Informatiker, Graphikdesigner oder Frauenärzte, die ja vor allem drinnen tätig sind. Das hat wohl mit unserem genetischen Erbe aus der Zeit zu tun, als wir alle noch Jäger, Sammler und Outdoortypen waren.

Normalerweise funktionieren Wetterprognosen auch gar nicht mal so schlecht. Das liegt auch daran, dass Meteorologen keine konkreten Versprechen abgeben, sondern wie Politiker nur unverbindliche Wahrscheinlichkeitsangaben machen. Allerdings ist im April immer alles ein wenig komplizierter.
«April, April, der macht was er will», so sagt die Redensart. Dieser Monat treibt jeden Wetterfrosch in die Burnout-Klinik. Im April kann man sich auf Wettervorhersagen ungefähr so fest verlassen wie auf ein Liebesversprechen von Vujo Gavric. Ja, Meteorologen haben in diesem Monat etwa die Treffsicherheit eines russischen Bomberpiloten – man kann durchaus von Lottospielen reden.

Der Grund dafür liegt nicht darin, dass Frau Holle, Väterchen Frost, Helios und andere Wettergötter im Himmel eine Sauforgie veranstalten und in ihrem Wahnsinn alle Hebel gleichzeitig bedienen. Es ist eher so, dass sich im Frühling die Luft über Südeuropa und Afrika wegen der unterschiedlich intensiven Sonneneinstrahlung schneller aufwärmt als über dem Meer oder Nordeuropa. Die Temperaturunterschiede versuchen sich auszugleichen und generieren damit in Mitteleuropa ein Wetter, das etwa so launisch ist wie Christiano Ronaldo während seinen hormonschwankungsbedingten Trotzphasen. Dieses Wetter schenkt den Menschen mehr Gesprächsstoff als Schiedsrichterentscheide, das Benehmen von Prinz Harry oder der Schattenwurf der Brüste von Kate Upton zusammengezählt.

Weil das Wetter im April solche Kapriolen schlägt, sind wir am Morgen bei der Auswahl unserer Garderobe gefordert. Man muss davon ausgehen, dass man im Verlauf des Tages seine Kleider ungefähr zwölfmal wechseln muss. Damit dir das nicht mehr auf den Sack geht, musst du einfach mal ein Konzert von Lady Gaga besuchen. Die wechselt ihr Outfit ungefähr zwischen jedem Song – und zwar von den Schmetterling-Unterhosen, über den Kotelett-BH bis zum Blumenkohl-Hut, den Kerzenständer-Highheels und dem Aquarium-Mantel. Wenn du diesen Stress einmal miterlebt hast, macht dir ein abwechslungsreicher Apriltag nicht mehr zu schaffen.

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