Illustration: Fabian Sigg
Illu-Idee & Text: Dominik Brülisauer
Anmerkung: In meiner Kolumne für das Spassmedien-Imperium Joiz habe ich bis zu dessen Grounding 2016 unter der Rubrik «Guter Rat ist billig» Ratschläge zu den wichtigsten Daten des Jahres verschenkt.
BIG-BANG-THEORY.
So feiert du den 1. August.
Die Schweiz feiert am 1. August ihren Geburtstag. Wäre sie ein Kind, würde man ihr einen Kuchen backen, wenn sie ein Kollege wäre, würde man sie abfüllen, wenn sie eine Mutter wäre, würden wir ihr einen Büchergutschein schenken, wenn sie ein Grossvater wäre, würden wir sie an diesem Tag ganz einfach nur besuchen, weil der letzte Besuch bestimmt schon ein Jahr her ist. Das alles reicht vollkommen aus. Die Schweiz ist aber das grossartigste Land der Welt, ihr muss man schon ein bisschen mehr bieten.
Ich bin mir sicher, die Schweiz findet die Schüler mit ihren Lampions herzig. Die zahlreichen Lobreden von Politikern und Künstlern schmeicheln ihr bestimmt. Und klarer Fall, die Höhenfeuer findet sie schön anzusehen und sie befeuern garantiert ihren Narzissmus. Aber am meisten Freude hat sie logischerweise an einem schönen Spektakel aus Licht und Schall. Aus diesem Grund organisiert jede Ortschaft, die gross genug ist sich einen Dorfnamen und eine eigene Postleitzahl zu leisten, ein offizielles Feuerwerk. Das ist gut und recht. Aber als Patriot und Pyromane möchtest du natürlich deinen Beitrag leisten und persönlich eine Rakete in den Himmel ballern. Folgende Ratschläge solltest du dabei unbedingt beachten:
Ratschlag 1. Beim Feuerwerkhändler deines Vertrauens darfst du dich von der riesigen Auswahl nicht verwirren lassen. Viele Leute denken plötzlich, dass sie zehn kleine Raketen kaufen sollten, anstatt eine richtige. Anscheinend, weil sie dann mehr Spass haben. Bullshit! Nimm einfach die grösste. Es ist viel cooler, wenn man ein Mal auf dem Mount Everest (8848 m ü. M) war, anstatt zehn Mal auf dem Uetliberg (869 m ü. M). Eines Tages erzählt man seinen Enkelkindern voller Stolz, dass man mal einen richtigen Pornostar verräumt hat, während man die zehn Servierdüsen von Hooters, mit denen man mal was am Laufen hatte, ganz einfach totschweigt. Ein Foto machst du nach dem Rausziehen eines Schwertfisches, nicht nach dem Fangen von zehn Pokémons.
Oder ein passendes Beispiel aus der Big-Bang-Ecke. Wenn die Amerikaner anstatt die Atombombe zu entwickeln ihre Energie damit verschwendet hätten, zehn gepimpte Frauenfürze zu konstruieren, wäre der zweite Weltkrieg bestimmt noch in vollem Gange. So überprüft du, ob die Grösse deiner Rakete okay ist: Stell sie ihn deinen Garten. Wenn sich deine Nachbarn über ihren Schattenwurf beschweren und die Russen und die Nato gleichermassen nervös werden, bist du auf dem richtigen Weg.
Ratschlag 2. Auch wenn das Wetter schlecht ist oder du dich aus Prinzip nie im Freien aufhältst, zünde deine Rakete auf gar keinen Fall in deiner Wohnung. Das Erlebnis ist zwar intensiver – aber die darauffolgenden Diskussionen mit deinem Vermieter ebenfalls. Falls du jetzt argumentierst, dass du die Rakete selber bezahlt hast, und du den schönen Anblick nicht mit Fremden und anderen Schmarotzern teilen möchtest, dann kannst du immer noch darauf hoffen, dass dein Vermieter in der SVP ist und deine Argumentation nachvollziehen kann.
Ratschlag 3. Um deine Freunde zu beeindrucken, solltest du auch ein wenig Raketentheorie draufhaben. Hier ein paar Stichworte: Das Feuerwerk wurde im alten China irgendwann während der Song-Dynastie erfunden. Raketen funktionieren nach dem Rückstossprinzip, dieses wurde bereits von Isaac Newton ausformuliert. Während der Challenger-Katastrophe starben 1986 sieben Astronauten, nachdem die Raumfähre 73 Sekunden nach dem Start explodiert ist. Der vorläufige Höhepunkt in der Raketenentwicklung stammt aus der Schweiz, besteht zu 100% aus feinstem Wasserglacé und bringt nicht nur Kinder zum Abheben. Mit diesem Wissen wirst du garantiert als intellektuelle Rakete wahrgenommen.
Ratschlag 4. Deine Rakete kann noch so beeindruckend aussehen, aber wenn du ihr keinen geilen Namen verpasst, ist sie nur ein liebloses Stück Technik. Hier ein paar Vorschläge für Namen, mit denen du alle Zuschauer in Schockstarre versetzen kannst: Apokalyptika 1, Skykiller 2.0, Starraper XXI, Dildo of Death 2016, God’s Nightmare 666 oder ganz einfach Chris Brown – schliesslich geht niemand so gut in die Luft wie diese Zicke.
Ratschlag 5. Sobald du die Lunte angezündet hast, musst du dich in Sicherheit bringen. Vorsichtshalber solltest du den Motor deines Fluchtfahrzeuges bereits vorher anlassen. Beim Abfahren lässt du den Song «Rocket Man» von Elton John laufen. Dieser dauert ungefähr 4:45 Minuten. Fahre so schnell du kannst bis das Lied zu Ende ist. Falls deine Rakete so gross ist, wie sie sein sollte, ist das die Mindestdistanz, die du zwischen dich und das Inferno bringen solltest, das gleich losgeht. Falls du das nicht schaffst, sehe ich leider schwarz für dich. Aber nicht vergessen: Du machst das für dein Land. Ich wünsche dir einen explosiven 1. August.