Illustration: Oliver Conrad
Text: Dominik Brülisauer
Anmerkung: Als Kolumnist des SnowboarderMBM durfte ich zwischen 2006 und 2010 regelmässig über meinen Lieblingssport schreiben. Wenn ich diese Texte heute lese, bin ich richtig positiv überrascht, wie reif ich in diesem Alter bereits war und dass ich keinen einzigen peinlichen Satz veröffentlicht habe.
Endlich ist es wieder soweit. Der Sommer ist Richtung Südhalbkugel weitergezogen und man erwischt sich immer öfter mit Glühwein statt mit Bier in der Hand. Endlich kann man wieder dicke Klamotten anziehen und muss nicht mehr die ganzen eifersüchtigen Blicke ertragen, die einem über den Adoniskörper wandern. Ohne blöd angemacht zu werden kann man mit einer Wollmütze rumlaufen, was einem am Morgen wieder extrem viel Zeit beim Frisurbekämpfen erspart. Ausserdem ist es länger dunkel. Das heisst, dass man die Frauen, welche man aus der Disko abschleppt, länger hübsch finden kann (und umgekehrt, of course), bevor die grausame Sonne mit ihrem noch grausameren Tageslicht die wundervolle Illusion zerstört, welche man sich über die ganze Nacht mit viel Fantasie und Alkoholkonsum aufgebaut hat.
Und noch ein Detail: man kann endlich wieder Snowboarden ohne zuerst um den halben Planeten reisen zu müssen. Dieses Detail ist für mich mittlerweile von existentieller Wichtigkeit. Das aus folgendem Grund: Ich bin der Chefredakteur (ich finde Redakteur klingt einfach geiler als Redaktor, so ein bisschen französisch, was übrigens auch im Ausgang gut ankommt, da ich ja keine Gelegenheit auslasse es allen zu erzählen, so wie jetzt zum Beispiel) vom neuen Onlinemagazin des freestyle.ch. Meine Hauptbeschäftigung besteht zu 70% aus Snowboardvideos anschauen. Jetzt sagt ihr natürlich: «Ist ja vollgeil!» Meine Antwort: «Ist es überhaupt nicht». Dies aus folgendem Grund: Ich habe das jetzt den ganzen Sommer lang gemacht – und unsere Redaktion befindet sich in Zürich. Das heisst nichts anderes, als dass ich weit weg war von irgend etwas Snowboardbarem.
Es ist kein Gerücht, dass Snowboardfilme die gleich stimulierende Wirkung auf Menschen haben wie Sexfilme. Ich hätte genauso gut ein halbes Jahr lang alleine Pornos auf einer einsamen Insel mit den Händen auf den Rücken gefesselt reinziehen können, meine Nüsse hätten den Unterschied nicht bemerkt. Falls das für euch zu abstrakt und nicht nachvollziehbar sein sollte, versuche ich es noch mit einer kleinen Rechenaufgabe. Geht mal davon aus, dass meine Eier im Juni das Normalgewicht von 3 Kg hatten (links und rechts, natürlich). Dann gehen wir von einem durchschnittlichen Wert von 5 Snowboardvideos pro Woche aus, das ganze über 6 Monate hochgerechnet, multipliziert mit einer 7%igen Zunahme des Rohgewichtes der Nüsse pro Film den ich mir reingezogen habe.
Falls jemand sich jetzt tatsächlich die Mühe gemacht hat nachzurechnen, bedanke ich mich für die Aufmerksamkeit und das Beileid, welches wohl automatisch daraus resultiert. Aber die fauleren Säcke oder mathematisch weniger Begabten unter euch können wohl ebenfalls erraten, dass meine Eier mittlerweile ziemlich gefüllt sind und ein Gewicht erreicht haben, welches wohl kaum noch als gesund bezeichnet werden kann. Jedenfalls habe ich versucht meine angestaute Geilheit hier im urbanen Raum abzureagieren. Aber nachdem man mich zum dritten Mal mit der Brechstange aus dem Pinguingehege des Zürcher Zoos geprügelt hat (dort ist der einzige Flecken Schnee im Umkreis von mehreren hundert Kilometer zu finden), wurde mir die Sache langsam aber sicher selber zu peinlich. Alles was ich machen kann, ist also auf meinen Eiern sitzen zu bleiben und auf den Winter zu warten.
Und hier noch ein wenig Werbung in eigener Sache. Nachdem der Discoverychannel eine Reportage über meine angeschwollenen Hoden gemacht hat, da diese zusammen mit der chinesischen Mauer die einzigen Objekte auf der Erde sind, welche man aus dem Weltraum sehen kann, bin ich nun für das Guinnesbuch der Rekorde vorgeschlagen worden. Meine Eltern wussten irgendwie schon immer, dass ich früher oder später in irgendeiner Form in diesem Buch vertreten sein werde. Aber dass mein Erfolg mit so einer ehrenvollen Sache verbunden sein würde, das hätten sie sich in ihren schönsten Träumen nicht vorstellen können. Jedenfalls fühle ich mich als das 8. Weltwunder dazu verpflichtet, meinen Besitz der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Also kommet und staunet. Ich sitze jedes Wochenende auf meinen Nüssen auf dem Paradeplatz (mittlerweile in Cojonespark umgetauft) in Zürich. Es gibt von morgens um acht bis abends um sieben im Stundentakt Führungen. Ein Spaziergang um beide Eier dauert im gemütlichen Schritttempo gute 30 Minuten. Souvenirstände, Parkmöglichkeiten, und Fressbuden sind natürlich vorhanden.
In diesem Sinne, viel Glück und guten Spaziergang.